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2020 und Corona

Das Jahr 2020 war schon ein besonderes. Es fing harmlos an, wie immer. Ende Januar flogen wir zu dritt nach Deutschland, um die Geburtstage unserer Töchter zu feiern. Sie sind am 28.Januar 28 Jahre alt geworden, und an dem Tag wurde in Bayern der erste Fall einer Coronainfektion in Deutschland nachgewiesen

(28. Januar (Dienstag): Der erste Infektionsfall wurde am 28. Januar bei einem 33-jährigen Mitarbeiter des Automobilzulieferers Webasto in Stockdorf festgestellt. Quelle: Wikipedia).

Am Wochenende machten wir vier uns mit dem Zug auf den Weg nach Hamburg zu einem Familientreffen bei meinem älteren Bruder. Alle Geschwister, ihre Partner und Kinder kamen, und wir waren im Nachhinein heilfroh, daß wir nach anfänglichem Zögern unseren Rückflug verschoben hatten, um uns zu treffen.

Damals ahnten wir nicht, daß es für lange Zeit das letzte unbeschwerte, unmaskierte Treffen war, bei dem nur einmal ganz kurz über diese neue Krankheit aus China gesprochen wurde. Unsere Töchter haben wir erst im Juli wieder gesehen. Die eine kam nicht aus Deutschland weg, die andere war fast zwei Monate in Salamanca im harten Lockdown. Schon deshalb riefen wir uns bei den Telefonaten und Skypes dankbar dieses Familientreffen in Erinnerung.

Im Februar und März flog ich  zu einem Arbeitseinsatz nach Deutschland. Die Infektionen traten noch vereinzelt auf, erst Mitte März bezeichnete man das Geschehen als Pandemie, und bald darauf kam es in Spanien zum Lockdown.

Jetzt, fast ein Jahr später ist so vieles anders geworden, dass der Kopf es noch gar nicht ganz sortieren kann.

Ich habe  seitdem kein einziges Treffen mit Familie, Freunden, Bekannten und auch Unbekannten gehabt, bei dem diese Themen nicht angesprochen wurde. Pandemie, Corona, Homeschooling, Homoffice, Lockdown, Shutdown, alles Begriffe die so in meinem/unserem Sprachgebrauch nie vorkamen.

 

Eben habe ich gelesen, daß ab morgen (13.01.21) auf den Balearen weitere strenge Regeln gelten. So dürfen Fahrgäste in den Bussen nicht mehr miteinander sprechen, private Treffen im eigenen Haushalt oder im Freien sind verboten, Tagesausflüge nicht mehr gestattet, und die Bars und Restaurants dürfen auch die Außenterrassen nicht mehr öffnen.

Es ist so ein verzweifelter Versuch, die Pandemie bzw. die Krankenhausaufenthalte in den Griff zu bekommen.

Ich glaube aber, diese Maßnahmen werden (auch)nicht nutzen. Einige halte ich für völlig kontraproduktiv; Parkplätze absperren, Öffnungszeiten einschränken und große Einkaufszentren schließen. Das Ergebnis hatten wir gleich nach der Ankündigung: kilometerlange Staus, Warteschlangen, chaotische Zustände. Warum kommt eigentlich keiner auf die gegenteilige Idee: Damit weniger Menschen gleichzeitig unterwegs sind, die Einkaufszeiten extrem verlängern (gerne mit Reglementierung, wer wann unterwegs sein darf).

Der Erreger gibt ja gerade nochmal richtig Gas, und ist noch ansteckender als seine Vorgänger-Varianten. Vielleicht ein gutes Zeichen? So kurz vor dem Ende nochmal richtig aufblühen? Als Biologin kenne ich die "Angstblüte", ein Phänomen, bei der die Bäume noch einmal intensiv blühen um so ihre Gene weiter zu tragen. Als Krankenschwester konnte ich auch einige Male beobachten, das Menschen scheinbar wieder richtig fit wurden, sich gut fühlten, um dann kurze Zeit später zu sterben.

 

Auch wenn das Virus nicht mehr für immer verschwindet, glaube ich, wir werden bald damit Leben können, und es wird wieder ein uneingeschränktes Leben sein. Ich hoffe, diesen Sommer wird es schon damit anfangen.

Bei der Suche nach Berichten darüber wie Pandemien enden, bin ich auf einen interessanten Beitrag gestoßen. Er handelte von der spanischen Grippe vor ziemlich genau 100 Jahren. Sie endete nach drei Wellen im Juni 1919 auf zweierlei Weise:

-Viele Menschen hatten inzwischen eine Immunität aufgebaut.

Wenn sie in den folgenden Jahren doch wieder mit dem H1N1 infiziert wurden, war der Verlauf nicht mehr so lebensbedrohlich.

-Das Virus mutierte in eine weniger agressive Form.

Unklar ist, wann genau die schwächere Mutation entstanden ist. Zusammen mit der hohen Grundimmunität sorgte das weniger tödliche Virus dafür, dass die pandemische Influenza-Welle in eine „normale“ Influenza überging.

 

Das ist das sogenannte medizinische Ende der Pandemie:Das medizinische Ende tritt ein, wenn die Zahl der Erkrankten stark zurück geht. Also entweder, wenn ein Großteil der Menschen die Infektion überstanden hat und (vorerst) immun gegen den Erreger ist oder es wirksame Impfstoffe und Medikamente gibt.

Auch Hygienemaßnahmen, Isolation von Infizerten und Kontaktnachverfolgung wie man es auch bei dieser Coronapandemie macht, können Pandemieen erfolgreich aufhalten, wie es 2002 und 2003 bei einem Vorgänger der Coronafamilie dem SARS-Virus gelang.

 

Am beeindruckensten finde ich aber die Aussage, das eine Pandemie auch sozial enden kann:

Das soziale Ende ist eine bewusste Entscheidung und findet vor allem in den Köpfen der Menschen statt. Es tritt ein, wenn die Angst vor der Krankheit abnimmt, die Menschen die Einschränkungen nicht mehr hinnehmen wollen – und lernen, mit der Krankheit zu leben. Bei der spanischen Grippe kam es auch zu diesem sozialen Ende. Der Erste Weltkrieg war vorbei, die Menschen waren bereit für einen Neuanfang. Sie wollten Krieg und Krankheit hinter sich lassen und auch die Grippewelle schnell vergessen. Teilweise wurden die Isolationsmaßnahmen öffentlich aufgehoben, teilweise beschlossen die Menschen selbst, weniger Vorsichtsmaßnahmen einzuhalten, um sich nach dem Krieg wieder ein Leben aufzubauen – auch, wenn dadurch Tote in Kauf genommen wurden.

(Quelle: https://www.quarks.de/gesundheit/medizin/so-enden-pandemien/)

 

Wir werden auch nicht anders können, als zu dem medizinischen Maßnahmen das soziale Ende der Pandemie zu ermöglichen.

Zum einen ist Spanien ein relativ armes Land das sehr vom Tourismus abhängt. Auf Mallorca sind es über 70% die direkt oder indirekt durch Urlauber ihr Einkommen haben.

Ich bin sehr dankbar, daß in meiner Familie keiner stark von der Pandemie betroffen ist. Niemand ist bisher erkrankt, keiner hat seine Arbeit verloren und die finanziellen Einbußen sind verkraftbar. Auch wenn die spanische Regierung einiges aufgestockt hat, reicht es für viele nicht oder fast nicht mehr zum Leben. Vergleichbare Sozialleistungen wie in Deutschland gibt es allerdings nicht.

Im Sommer 2020 hatten viele Menschenn hier noch etwas finanzielle Reserven und genoßen es, die Strände für sich zu nutzen, endlich einmal ihre Insel zu erfahren. Es war das erste Mal, seitdem ich hier lebe, daß ich oft alleine unter lauter Einheimischen am Strand war.

Diese Stimmung weicht inzwischen einer allgemeinen Angst vor dem Winter. Es gibt für sehr viele keine Arbeit, kein Geld, keine staatlichen Hilfen. Für die Bars und Restaurants fällt schon wieder selbst die kleine Einnahme auf ihren Außenterrassen weg.

Zum anderen erlebe ich auch hier eine "Pandemiemüdigkeit". Fast ein Jahr lang enorme Einschränkungen des gesellschaftlichen Lebens haben bei vielen eine psychische Beeinträchtigung verursacht. Besonders jungen Menschen können und wollen sich nicht immer mehr so isolieren. Für einige Wochen war es akzeptabel, aber je länger es sich hinzieht, desto mehr nimmt dieses Verständnis ab, zumal bei ihnen der Verlauf in den seltensten Fällen gravierend ist.

Hoffen wir also auf das Ende des Schreckens dieser Pandemie, medizinisch und sozal.

 

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